Gartenansicht 2000
Gartenansicht 2003
Straßenansicht 2001
Straßenansicht 2003
Heute erstrahlt die Villa Koerner an der Beyerstraße 25 in Chemnitz wieder in altem Glanz. Die vergangenen Jahre des mehr und mehr drohenden Verfalls sieht man ihr nicht mehr an. Obwohl Sie in der Literatur als eines der bedeutendsten Bauwerke des Autodidakten Henry van de Velde beschrieben wird, schien Sie im öffentlichen Bewusstsein vergessen zu sein.
Im zweiten Weltkrieg wurde die 1914 erbaute Villa durch den Treffer einer Brandbombe stark beschädigt. Vor allem das markante Dachgeschoss mit seiner außergewöhnlichen Formgebung, sowie das typische Oberlicht, gingen unwiederbringlich verloren.
Die Villa ohne ihr typisches Dachgeschoss
Das in den 60er Jahren aufgebrachte Dach diente lediglich der provisorischen Sicherung des Gebäudes.
In den folgenden Jahrzehnten wurde die speziell für ein angenehmes Wohnen gut durchdacht angelegte Villa als Rechenzentrum genutzt und beträchtlich in ihrer Bausubstanz verändert. Bedingt durch den wirtschaftlichen Zusammenbruch der staatlichen Betriebe in der Wendezeit zwischen 1989 - 1990 stand das Gebäude in den folgenden 10 Jahren leer.
1999 wurden die Geschäftspartner Dipl.- Ing. Architekt Peter Apfel und Olaf Pfeifer auf der Suche nach neuen Büroräumlichkeiten durch einen glücklichen Zufall auf die im "Dornröschenschlaf" liegende Villa Koerner aufmerksam.
Die äußere Gestalt verriet zunächst nicht unbedingt Henry van de Velde als den geistigen Vater des Hauses. Erst die Auskünfte des Denkmalschutzes der Stadt Chemnitz über das Gebäude, sowie nachfolgende Recherchen in der Literatur, gaben Aufschluss über die architektonische Bedeutung.
Eine Bestandaufnahme im Frühjahr 2000 der Villa Koerner, sowie des angrenzenden Parks durch das Architekturbüro Peter Apfel, verdeutlichte die zukünftigen Anstrengungen, die notwendig sein würden um aus einem trostlos wirkenden Sanierungsobjekt ein Schmuckstück unter den Stadtvillen in Chemnitz entstehen zu lassen.
Blick in die Halle
Ein nachträglich eingebauter Fahrstuhl muss entfernt werden.
Eingangstür der Villa Koener, Trennwand und zweite Eingangstür wurden nachträglich eingebaut.
WC im Erdgeschoss, ursprünglich Anrichte im Haus Körner
Frühjahr 2000
Die Herausforderung - Sanierung der Villa Koerner in den Jahren 2001 bis 2003
Grundlage für eine denkmalgerechte Sanierung war eine umfassende Bestandsaufnahme im Vorfeld. Hinzu kamen farbrestauratorische Untersuchungen am und im Gebäude sowie Grabungen in den Aussenanlagen zur Rekonstruktion der ursprünglichen Garten - bzw. Parkgestaltung.
Anhand der Bestandsaufnahme, von dem Architekturbüro Peter Apfel, konnte festgestellt werden, wie viel in den vergangenen Jahren an baulicher Substanz verloren gegangen war bzw. verändert wurde. Zum Zeitpunkt des Kaufes durch die Apfel & Pfeifer GbR im Januar 2001 deutete fast nichts mehr auf die ehemaligen Glanzzeiten der Villa Koerner hin.
Das provisorisch aufgebrachte Dachgeschoss, entsprachin keiner Weise dem ursprünglichen Erscheinungsbild . Die nach den Kriegsjahren noch erhaltene Inneneinrichtung ging in den folgenden Jahren verloren. Schließlich wurde das Gebäude zu Beginn der 60er Jahre erheblich in seiner Grundrissaufteilung, z.B. durch Einbau eines Lastenaufzuges in der Diele, verändert um den Anforderungen als Rechenzentrum zu genügen.
Im Frühjahr 2001 begann man mit dem Rückbau der nachträglichen baulichen Veränderungen und Sicherung noch vorhandener Originalbauteile. Diese fanden sich vor allem in dem ehemaligen Speisezimmer der Familie Koerner. Hier waren noch die Holzkastenfenster mit Messinggriffen sowie die brüstungshohen Vergitterungen vorhanden. Weitere Funde wie originale Türgriffe, Kleiderhaken und Fliesenfußbodenbeläge halfen später bei der Rekonstruktion der Inneneinrichtung. Zunächst wurden jedoch alle Bauteile ausgebaut und gesichert gelagert. Für den Rückbau lagen alte Grundrisse als Orientierungsgrundlage vor.
Anhand dieser Unterlagen und Untersuchungen vor ort stellte man die ursprüngliche Raumaufteilung wieder her. Parallel zu diesen Arbeiten beschäftigten sich bereits der Architekt, Tragwerksplaner sowie die ausführende Zimmerei mit den statischen Grundlagen für das neue "alte" Dachgeschoss. Nach nur 2 Monaten konnte an der Villa Koerner das Richtfest gefeiert werden. Alle Anwesende bekamen einen ersten Eindruck von der wahren Kubatur des Gebäudes. In den folgenden Monaten erhielt die Villa Koerner ihr ursprüngliches Aussehen Schritt für Schritt zurück.
Nach Aufbringen der Schalungen entsteht ein kathedralenartiger Eindruck
Blick von der Beyerstraße, schon jetzt wirkt die Kubatur des Hauses ausgewogener proportioniert
Das Dachgeschoss ist vollständig abgetragen
Bei dem Innenausbau verfolgten die Bauherren zwei Konzepte. Zum einen sollte das erhaltene Erd- und Obergeschoss so originalgetreu wie möglich restauriert werden. Von den ausführenden Handwerkern wurden hierbei viel Sensibilität und hohes handwerkliches Geschick sowie Geduld verlangt. Oft gingen bis zur endgültigen Fertigung zahlreiche Studien und Vorentwürfe anhand fotogeometrischer Vermessung von Details voraus. Aufgrund der wenigen aussagekräftigen Unterlagen zog man vergleichbare Villen von Henry van de Velde aus der selben Entstehungszeit heran. Der Kamin ähnelt somit dem im Haus Hohe Pappeln.
Eine besondere Herausforderung stellte das Oberlicht in der Diele dar. Ehe es blau schimmernd über der dunkel getäfelten Diele erstrahlte, mussten die zum Teil gebogenen Glasplatten in einem aufwendigen Verfahren hergestellt werden. Nach einem Jahr Bauzeit konnten im Juli 2002 die ersten Mieter in die Villa Koerner einziehen und sich vom Flair des Jugendstils bei ihrer Arbeit inspirieren lassen.
Der angrenzende Park und das darauf befindliche Torhaus wurden nach Abschluss der Sanierungsarbeiten an der Villa Koerner ebenfalls unter denkmalgerechten Gesichtpunkten wieder instand gesetzt. Für die Wiederherstellung der Garten- und Parkanlagen fertigte man ein Parkpflegewerk an. Aus diesem geht die historisch belegte Aufteilung des Parks in einem symmetrischen und landschaftlichen Teil hervor. Im Frühjahr 2003 war der unmittelbar an die Villa grenzende symmetrische Gartenteil mit Rosenstämmchen, Kirschlorbeerhecke, Rhododendren und mosaikgepflasterten Wegen fertiggestellt.
Das Torhaus bildete ursprünglich gemeinsam mit seinem gegenüberliegenden Pendant die Zufahrt zu dem Gelände der Tintenfabrik Beyer. Die heutigen Besitzer des Grundstücks 23 - 25 machten aus dem unscheinbaren, zum Kindergarten umgebauten, Torhaus ein kleines Schmuckstück.
Nach knapp 2 Jahren Bauzeit können die Chemnitzer und Ihre Gäste die Villa Koerner an der Beyerstraße wieder im eleganten Hellgrau, akzentuiert durch die dunkelgrauen Fenster- und Türlaibungen aus Naturstein und bedeckt durch das silbrig bis tiefschwarz glänzende Naturschieferdach bewundern.